Dies & das

Trendmaterial Bambus

Sie schießen wie Pilze aus dem Boden, oder sollte ich eher sagen, wie Bambussprossen? Überall trifft man jetzt auf Produkte aus Bambus. Aus den langen Stengeln werden Kaffeebecher gemacht, Küchentücher, Zahnbürsten und Socken. Das scheint ja eine sehr vielseitige Pflanze zu sein. Ich habe mich gefragt: Sind Bambus-Produkte wirklich nachhaltiger? Als Baumaterial hat Bambus ja schon eine lange Tradition. Und auch viele andere Gebrauchsgegenstände wurden und werden vor allem in Asien aus Bambus gemacht.

Bambushaus (Foto: Petra Spitzfaden)

Die Giganten unter den Gräsern

Botanisch betrachtet gehört der Bambus zu den Süßgräsern. Er kommt in der Natur rund um den Globus vor, mit Ausnahme von Europa und der Antarktis, und es gibt ihn in 1.000 bis 1.500 Arten. Wikipedia klärt mich desweiteren darüber auf, dass einige Arten bis zu 30 m hoch werden können. Dabei wachsen sie recht schnell, manche Arten bis zu 1 Meter pro Tag. Und Bambus speichert im Vergleich zu Bäumen extrem viel C02. Wegen seines unterirdischen Rhizoms neigt er dazu, sich unkontrolliert auszubreiten. Auch bei uns kann so mancher Gartenbesitzer davon ein Lied singen – vor allem diejenigen, die beim Pflanzen keine Rhizomsperre eingesetzt haben.

Es ist nicht alles grün, was glänzt

Bei meiner Internetrecherche bin ich auf eine Warnung der Verbraucherzentrale vor Bambusgeschirr gestoßen. Das liest sich auf den ersten Blick eher gruselig. Etwas weiter hinten in dem Artikel relativieren beziehungsweise präzisieren die Autoren ihren Warnhinweis: An Produkten aus reinem Bambus, die an ihrer holzartigen Textur zu erkennen sind, wäre nichts zu beanstanden. Das Brettchen aus Bambus kann also weiterhin im Schrank bleiben.

Gewarnt hat die Verbraucherzentrale insbesondere vor Bambus-Harz-Gemischen, die wie Plastik aussehen und unter anderem als wiederverwendbare To-Go-Kaffeebecher verkauft werden. Hier scheint es mit der Recyclingfähigkeit nicht weit her zu sein, denn das Material wird mit Kunststoff verklebt. Schlimmer noch: Füllt man heiße Flüssigkeiten ein, geben viele von ihnen Schadstoffe frei – lecker!

Schnell wachsender Rohstoff (Foto: Petra Spitzfaden)

Natürliche Textilien? Fehlanzeige

Und sonst? Abgesehen von den Bechern aus Bambus-Melamin-Gemisch, wie sieht es mit anderen Produkten aus den grünen Stangen aus, zum Beispiel mit den Textilien? Wikipedia schreibt, dass die sogenannten Bambus-Textilien auch nicht aus zum Faden gesponnene Bambusfasern bestehen. Vielmehr werden aus der enthaltenen Cellulose auf chemischen Weg Viskosefasern hergestellt. Nach der Umwandlung kann nicht einmal mehr festgestellt werden, aus welcher Pflanze die Faser kommt. Sie kann also auch aus Birke, der guten alten Fichte oder dem nicht gerade als Ökobaum bekannten Eukalyptus sein.

Hygiene: Alternative zum Recyclingpapier

Auch als Alternative zum Recyclingpapier, etwa für Taschentücher, Küchenrolle oder Toilettenpapier, sieht Bambus eher blass aus. Denn weil er nur in den Tropen wächst, kann es potenziell zum Wettbewerb zwischen Regenwaldflächen und Platz für Plantagen kommen. Aktuell scheint es noch nicht so weit zu sein: Der Großteil des bei uns importierten Bambus kommt von Plantagen aus China, wo er (noch) im kleinbäuerlichen Stil angebaut wird. Aber: Er hat einen weiten Transportweg hinter sich. Im Interview mit der Wirtschaftswoche bekräftigte daher ein Holz-Experte von Robin Wood: Recyclingpapier sei daher immer die bessere Lösung. Und für die Herstellung von Recyclingpapier müsse kein einziger Baum geschlagen werden. 

Bambus: eine Pflanze, viele Möglichkeiten (Foto: Petra Spitzfaden)

Bambus, das neue Plastik?

Bambusprodukte werden jetzt immer häufiger als Alternative zu Kunststoffprodukten angeprisen, von der Zahnbürste bis zum Schneidbrett. Der nachwachsende Rohstoff soll auch eine hervorragende Basis für Bioplastik sein – Alternativ zu Mais oder Zuckerrohr. Der Vorteil: Bambussorten, die als Holz- oder Plastikersatz zum Einsatz kommen, werden nämlich nicht wie Mais, Kartoffeln oder Zuckerrohr als Nahrungsmittel genutzt. Aber: Ein Bio-Kunststoff aus nachwachsenden Rohstoffen ist per se nicht automatisch auch biologisch abbaubar. Pauschale Aussagen, dass Bioplastik also „besser“ wäre als herkömmliche Kunststoffe, sind unter Entsorgungs-Gesichtspunkten nicht haltbar. Zwar gibt es bereits Bio-Kunststoffe, die nicht nur nachwachsend, sondern auch biologisch abbaubar sind. Ob dabei auch welche aus Bambus sind? Klingt so, als wäre das Thema Bio-Plastik noch mal ein Thema für sich.

Mein Fazit

Für Badezimmer und Küche setze ich lieber weiterhin auf Papierprodukte aus 100% Recyclingpapier. Auch beim Kleiderkauf werde ich wohl nicht auf den Bambus-Zug aufspringen. Aber: Wenn ich nur die Wahl zwischen einem Plastikprodukt und einem aus Bambus hätte, dann wären die grünen Gräser ein passabler Ersatz.